Trocken, direkt und charmant - so zog der Hamburger Aikidomeister Eckhardt Hemkemeier (5. Dan Tendoryu Aikido) den jüngsten Wochenendlehrgang beim TSV Großhadern auf. "Versuch macht schlau" - ein Spruch aus dem Norden der Bundesrepublik, den so zwar kaum ein Teilnehmer kannte, der aber schnell nachvollzogen werden konnte.
"Bekanntes neu erlernen" - genau darum geht es. Oder auf Japanisch: Mit "Sho shin" (jap. Anfängergeist) loslegen! Und so fing "Ecki" bei den Grundlagen des Aikido an. Die Stellung der Füsse, die Haltung der Arme und Hände, die Haltung und Position des Kopfes. Beim "Tai Sabaki" startete er - steht der Kopf nicht in einer senkrechten Achse über dem Rumpf und der Hüfte, kommt der Körper bei dieser ausweichenden Bewegung schnell aus dem Gleichgewicht. Doch genau dieses soll beim Aikido unbedingt gewahrt werden - zumindest seitens des Nage (jap. "Werfenden"). Auch wenn das Körpergewicht zu sehr auf dem Hinterfuß liegt, fällt das Ausweichen nicht mehr "locker und leicht". Genau um diese Locker- und Leichtigkeit geht es, wenn man versucht, Aikido zu machen. Nage und Uke (jap. "Geworfener") fügen sich wie zwei Teile eines Kreises zu etwas Ganzem zuammen. Nage heißt im Japanischen auch Shite ( jap. der Führende bzw. Aufnehmende). Die Aktion bzw.der Angriff muss vom Uke ausgehen. Diesem kommt laut "Ecki" eine ganz entscheidende Rolle zu. Denn: Ein guter Uke greift an, lässt sich führen UND versucht, die Bewegungen des Nage im gewissen Sinne vorauszuahnen, ABER auf keinen Fall vorauszueilen.
Eckhardt Hemkemeier mit unserem Trainer Günter Karger
copy: Bodo Eidmann
"Schwierig, schwierig" - dachten sich alle Lehrgangsteilnehmer. Doch damit nicht genug - auf zwei grundlegende Techniken kam "Ecki" in der Folge im Besonderen zu sprechen: "Shiho Nage" (jap. "Vier-Ecken-Wurfe") ist die Basis des Aikido. Die Handfläche des Uke nach oben gedreht und dann horizontal nach außen geschwertet - so einfach ist der Eingang. Steht der Uke erst einmal ungünstig - also aus seinem Zentrum gerückt - dann lässt er sich ganz leicht in eben besagte "vier Ecken" bzw. "vier Richtungen" werfen. Neben dem horizontalen Eingang zum "Shiho Nage" gibt es den vertikalen Eingang des "Ikkyo" - hier schwertet die Tegantana (jap. "Schwerthand") nach oben, bis eben der Uke ebenfalls wieder aus seinem Gleichgewicht kommt. Aus diesen horizontalen und vertikalen Bewegungen lassen sich nun viele (wenn nicht sogar alle) Techniken des Aikido zusammensetzen. Was sich etwas wie "Bauen mit Lego" anhört, ist es jedoch keineswegs. Denn: Kein Nage ist immer gleich und auch kein Uke, jeder Angriff ist unterschiedlich, der rechte Abstand muss stimmen ... usw. Genau in diesem "Usw." bzw. dem "Leben an sich" liegen die zahlreichen Herausforderungen des Aikido begründet. Um diese "irgendwann" zu meistern, bedarf es einer guter Grundlage. Und genau bei diesem Fundament hat "Ecki" angesetzt - einen ganz herzlichen Dank für seinen inspirierenden Besuch bei den Aikidoka des TSV Großhadern!
Bodo-Klaus Eidmann