Ein guter alter Bekannter – Jos Vanroy (5. Dan Tendoryu Aikido) hat Anfang Februar wieder den TSV Großhadern / München besucht. Er kam eigens aus dem 700 Kilometer entfernten Genk/Belgien angereist, um Grundlagen des Aikido mit rund 35 Seminarteilnehmern zu üben. Nicht nur Großhaderner Aikidoka waren gekommen, es reisten Gäste aus ganz Bayern und sogar aus Hessen an.
Was macht einen guten Lehrer aus? Er schaut sich seine Schüler an und baut darauf auf. „Mit einem großen Konzept zu kommen, dass nicht zu den Schülern passt“, so Jos Vanroy, „das macht keinen Sinn“. Und so entwickelte der 61-jährige Aikido-Lehrer aus Genk wieder ausgehend von seinen grundlegenden Atem- und Dehnübungen wunderschönes Tendoryu Aikido. Erst gilt es Kopf, Herz und Körper in einen Einklang zu bringen. Dazu nutzt Jos Vanroy Atem- und Bewegungsübungen, die große Ähnlichkeiten mit dem Qi Gong haben. Auch auf die Beweglichkeit der Hüfte legt er Wert; so dienen Dehnübungen dazu, diese wieder zu lockern.
Soweit so gut das „Intro“ - doch beim Ukemi (Fallübungen) sind die Teilnehmer bereits im Aikido angekommen. Wer aus „Hanmi Handachi“ versucht zu fallen, der drückt sich mit dem knienden, hinteren Bein etwas hoch, so dass die Hüfte nach vorne und der Körper sich ebenfalls in Richtung Boden dreht und nun ganz geschmeidig fallen kann. Mit diesem kleinen, aber effektvollen Trick fallen plötzlich auch diejenigen „rund“, die ansonsten manchmal noch etwas „eckig“ rollen. Von den Ukemi-Übungen ging es geradewegs zur Ausweichbewegung „Sabaki“, die sich vor allem gegen Yokomen Uchi (schräger Schlag) anbietet. Aikido hat seinen Wurzeln im Aiki-Jutsu und dieses wiederum seine Ursprünge in den Schwertbewegungen. Kein Wunde, dass Jos Vanroy mit dem „Bokken“ (Holzschwert) das Aufziehen und Schneiden übte – ganz im Sinne des Aiki-Ken. Für viele waren die historischen Anmerkungen hochinteressant: Wieso man sich mit dem Schwert gegenüber dem „Shomen“ verbeugt, wie man das Schwert hinlegt, wo die Schneide zu liegen hat und was das bedeutet? Auch das Sitzen im „Seiza“ (Kniesitz) wurde erläutert.
Ausgehend vom Aiki-Ken ging es zum Aikido – zum scheinbar vertrauten Ikkyo, der plötzlich ganz mühelos zu bewerkstelligen war, da die Armen wie beim Aufziehen eines Schwertes bewegt werden. Die Ellbogen des Nage bzw. Shite bleiben unten,der Ellbogen des Uke gehen nach oben! Uke heißt im Japanischen auch Blocken, das Shite mit „Nagashi“ (führen) zu vermeiden sicht. "Führen, nicht blocken." So ist die Grundlage für einen fließenden Ikkyo gelegt, aus dem weitere Techniken wie Nikkyo oder Kote Gaeshi entwickelt werden können. Analog zum „Bokken“ ging Jos Vanroy auch auf das „Tanto“ (Holzmesser) ein, das er nicht für eine eigentliche Technik nutzte, sondern „nur“ als“Hilfsmittel“, um für einen Atemi-Nage den richtigen Abstand zu wählen. So wie der „Nage“ nicht im eigentlichen Sinne das „Tanto“ nutzte, so bezog sich Jos Vanroy das Prinizip des „Seya no uchi“, das „Steckenlassen des Schwertes in der Scheide“ Ein Samurai, der einen Angriff mehrerer mit „nicht gezogenem Schwert“ abwehrt, der müsse über besondere Fähigkeiten verfügen.
Bodo-Klaus Eidmann