Aikido im TSV Großhadern München

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Interims Aktionen - aikido in Corona Zeiten

Interim No1: Gesammelte Gedanken mitteilen

Einige gesammelte Reaktionen auf den ersten Interim-Newsletter

Es ist eine schöne Idee, diese Gedanken zu sammeln! Ich finde, das schafft in der momentanen Distanzierungsphase Verbindung zwischen uns. Mir fehlt das gemeinsame Trainieren im Dojo.
Gleichzeitig hilft mir das Aikido auch in meinem jetzigen Alltag. Ich habe mir einige Übungen - in erster Linie aus den Aufwärmphasen der Trainings - zusammengestellt, die ich inzwischen fest in meinen Tag eingebaut habe. Das ist für mich ein Farbklecks. Und bisweilen scheint die Frühlingssonne direkt durch das Fenster.
Obwohl ich es alleine mache, sind damit gleichzeitig Erinnerungen an das gemeinsame Trainieren verbunden. Mir hilft das im Moment sehr und ich bin froh, dass ich darauf zurückgreifen kann.

Regine

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Ich würde den Lehrgang in Schopfheim gerne nachlesen. Dort hatte ich zum ersten Mal den Eindruck, ich verstehe, was Shimizu Sensei sagt. Er erzählte keine Geschichten "blumig japanisch" wie sonst, sondern brachte alles greifbar auf den Punkt, lebendig mit Gestik und Mimik. Leider habe ich viele Details vergessen, aber es hatte mit Aufmerksamkeit, Lernen sowie der Körperspannung zu tun (bis in die Zehen und Fingerspitzen). Vielleicht lag es auch an der Übersetzung? Ich hörte öfters das Wort "alert", ein im Deutschen weniger verwendetes Wort (laut Duden heißt alert "munter", in Englisch "wachsam" und Französisch "lebendig" bzw. "auf der Höhe"). Shimizu sagte auch (wie sonst), dass viele zu früh mit Aikido aufhören: Das Lernen dauert (ein Leben lang), aber lohnt sich, wenn die Techniken irgendwann aus dem Bauch kommen. Ich freue mich in vielerlei Hinsicht auf den nächsten Lehrgang.

Susanne

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Aufmerksamkeit war ein zentraler Aspekt des Lehrgangs mit Yvonne Pfeiffer im Januar. Sie gab zu Beginn dabei auch einen sehr nützlichen Tipp:
Die Idee die alltäglichen Gedanken und Sorgen in einen imaginären Rucksack zu packen und diesen dann außerhalb der Matte abzustellen, hilft sehr um sich vor dem Training von Ablenkungen zu befreien. Und Aufmerksamkeit  war auch nötig bei diesem Lehrgang, denn speziell die  Trainingsphasen mit zwei Partnern und zwei unterschiedlichen Techniken erforderten viel Konzentration.

Nicki & Jutta

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Gedanken zu Aikido in Zeiten der Corona-Krise

„Wir vermissen erst dann etwas, wenn es fehlt“

Diese Erfahrung machen gerade viele Menschen, die ihre sozialen Kontakte aufgrund der Corona-Krise neu ordnen müssen. Betroffen sind wir in vielen Facetten unseres Lebens – und letztlich auch bei unserem Aikido. Das wöchentliche Training ist für viele von uns so zu einer ganz normalen Übung geworden, so dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken bzw. unser Verhalten reflektieren. Jetzt werden wir durch die erzwungene Unterbrechung dazu gezwungen und fühlen, dass uns etwas fehlt. So geht es mir zu mindestens und ich denke, dass es ganz vielen von Euch auch so ergeht!

Aikido lässt sich zu zweit – am besten natürlich in einer schönen Gruppe – betreiben. Und genau dieses ist aktuell leider ausgeschlossen! Der eine oder andere macht vielleicht schon daheim die eine oder andere Grundübung, die wir beim Aufwärmen praktizieren und die zu unserem gemeinschaftlichen Aikido hinführt. Ein Ersatz für unser gemeinsames Keiko ist es leider nicht. Und so schweifen die Gedanken zurück zu unseren Übungsstunden und auch zu den letzten Lehrgängen. Mir fällt unser letzter Lehrgang mit Yvonne Pfeiffer ein, die ihre ganze eigenen wertvollen Aspekte in den zweitägigen Lehrgang mit einfließen hat lassen. Mit dem Thema „Störende Gedanken im Training außen vor lassen“ ging es los und dann folgte unter anderem der langsame Aufbau einer Technik – wie zum Beispiel die Technik des Shiho Nage.

Gerade das Gedanken-Thema ist aktueller denn je: Wer sich stündlich über die Corona-Krise informiert, wird nicht froh werden. Jeder sollte wissen, was zu tun ist und was eben nicht zu tun ist. Eine ständige Informationsflut führt uns jedoch in die Verwirrung. So sollte jeder für sich bewusst definieren, wieweit er sich mit der Krise auseinandersetzt. Ich habe zum Beispiel für mich beschlossen, mich jeden Tag maximal eine Stunde damit zu beschäftigen und dann ist aber auch Schluss. Außerdem gibt es Dinge, die ich ändern kann und Dinge, die ich geschehen lassen muss. Dieses Gefühl, etwas geschehen zu lassen bzw. warten zu müssen, gibt es übrigens auch in unserem Aikido. Wer Aikido oder seine Fortschritte erzwingen will, scheitert damit!

Das übergreifende Thema des Lehrgangs mit Yvonne Pfeiffer war für mich, wie ein Aikidoka mit kleinen Schritten eine Technik entwickelt und letztlich in seinem Repertoire freier werden kann. Wir haben ruhig, ernst und heiter trainiert und jeder ging erfrischt aus dem Lehrgang. Dieses Gefühl sollten wir uns immer wieder vor die Augen führen, um uns immer wieder zu verorten.

„Aikido lernt man über das Gefühl“, sagt unser Meister Shimizu Sensei. Eine Aussage, die sich für uns westlich denkenden Menschen erst nach und nach erschließt. Es geht nicht nur um das Gefühl, dass entsteht, wenn wir selber die Technik praktizieren, es geht auch um das Gefühl, das bei unserem Partner entsteht und um das Gefühl in der Gruppe und wie dieses in die Gesellschaft ausstrahlt. Aikido wird in einer Aikido-Familie betrieben und das hat seine guten Gründe! Um die Kurve zu unseren Situation beim TSV München-Großhadern zu bekommen, sei gesagt, dass es immer auch ein Ende der Krise und ein Neubeginn gibt. Wir werden unser Aikido weiter betreiben, sicherlich mit einem anderen Gefühl. Solche philosophischen Begriffe wie „Sho Shin“ (jap. Anfängergeist) oder „Shin Ken“ (jap. Aufmerksamkeit) erhalten in Zeiten der Krise – zumindest für mich – eine tiefere Bedeutung. Vor allem lässt sich zum Schluss eines sagen: Ich freue mich, Euch alle wieder gesund und heiter auf der Matte und gerne auch darüber hinaus zutreffen!

Bodo-Klaus